Wenn Einschlafen zur Herausforderung wird
Für viele Familien ist die Einschlafzeit der emotionalste Moment des Tages. Das Kind ist müde – aber will nicht schlafen. Es ruft immer wieder, kann nicht zur Ruhe kommen oder weint. Und die Eltern? Sie sind erschöpft und oft ratlos.
Dabei sind Einschlafprobleme bei Kindern ganz normal – und gehören zur Entwicklung. Wichtig ist, die Ursachen zu erkennen und mit Geduld, Nähe und Struktur zu begegnen.
Was genau sind Einschlafprobleme bei Kindern?
- Lange Einschlafdauer (mehr als 30 Minuten)
- Wiederholtes Herauskommen oder Rufen nach den Eltern
- Angst oder Widerstand beim Zubettgehen
- Verzögerungstaktiken („Ich muss nochmal pipi…“)
- Nur mit Hilfe einschlafen können (z. B. Körperkontakt, Handhalten)
Einschlafprobleme treten besonders häufig im Alter von 6 Monaten bis 6 Jahren auf – und sind in über 30 % der Familien ein Thema.
Warum schlafen Kinder abends schwer ein? – Die häufigsten Ursachen
1. Entwicklungsphasen & Reifung
- Kinderhirne sind aktiv & schnell überreizt
- Übergänge (Krabbeln lernen, Sprechen, Kindergartenstart) beeinflussen die emotionale Sicherheit
2. Trennungsängste
- Besonders stark zwischen dem 8. und 30. Lebensmonat
- Schlaf bedeutet „allein sein“ – und das ist beängstigend
3. Unklare Strukturen
- Unregelmäßige Bettzeiten, wechselnde Abläufe
- Zuviel Input vor dem Schlafengehen (TV, Spiel, Diskussion)
4. Übermüdung
- Klingt paradox, aber: Überdrehte Kinder brauchen länger zum Einschlafen
- Einschlafen gelingt leichter, wenn die Müdigkeit nicht zu extrem ist
5. Verarbeitungsbedarf
- Tagesereignisse, Streit, neue Eindrücke → fordern das Gehirn noch am Abend
- Emotionale Kinder brauchen mehr Nähe & Zeit zum „Runterfahren“
Was wirklich hilft – liebevolle Strategien für besseren Einschlaf
1. Fester Einschlafzeitpunkt
→ möglichst jeden Abend zur gleichen Zeit
→ der Körper stellt sich darauf ein = schnelleres Einschlafen
2. Einschlafrituale mit Verbindung
→ z. B. gemeinsam Zähne putzen, vorlesen, kuscheln, Lied singen
→ Rituale beruhigen, geben Orientierung & Sicherheit
3. Reizarme Stunde vor dem Schlaf
→ Bildschirmfrei, kein Toben, kein Streit
→ Stattdessen: sanfte Musik, Buch, leises Spiel, Massage
4. Nähe zulassen – ohne „falsche Abhängigkeit“
→ Einschlafbegleitung ist kein Rückschritt, sondern emotionale Unterstützung
→ Du bist der sichere Hafen – dein Kind braucht dich, um loslassen zu können
5. Tag gut strukturieren
→ Ausreichend Bewegung & frische Luft am Tag
→ feste Essenszeiten & Mittagsschlaf nicht zu spät
Tipp: Das Einschlafen positiv verankern
- Kein Druck oder Ermahnungen („Jetzt schlaf endlich!“)
- Stattdessen: Schlaf als etwas Schönes erleben lassen
- Positives Framing: „Jetzt kuscheln wir uns ins Traumland“ statt „Du musst jetzt schlafen“
Was du vermeiden solltest ❌
Reaktion | Besser so |
---|---|
„Wenn du nicht schläfst, ist Mama böse.“ | „Ich bin da, bis du dich entspannst.“ |
„Du bist doch schon groß, jetzt schlaf allein.“ | „Ich bleib bei dir, bis du ruhig bist.“ |
Fernsehen bis zum Einschlafen | Licht dimmen, Bücher, Geschichten |
Schnelle Trennung ohne Vorwarnung | liebevoller Abschied, klare Abläufe |
Schlafen ist kein Gehorsam – sondern ein Prozess der Sicherheit & Reifung.
Wann du ärztlichen Rat einholen solltest
- Einschlafprobleme bestehen über mehrere Monate täglich
- Dein Kind schläft deutlich weniger als altersgerecht
- Es zeigt Anzeichen von Angststörungen, Albträumen oder massiven Einschlafverweigerungen
- Die Situation belastet die ganze Familie dauerhaft
Einschlafen will gelernt – und begleitet – werden
Kinder schlafen nicht „von allein“ ein – sie brauchen Nähe, Vertrauen und verlässliche Routinen. Einschlafprobleme sind kein Erziehungsfehler, sondern ein Entwicklungsschritt. Mit Geduld, Verständnis und liebevoller Begleitung wird der Abend zur Ruheinsel für euch beide.
Der Schlüssel zu besserem Einschlafen ist nicht Kontrolle – sondern Verbindung.