Wenn schlechter Schlaf zur Belastung wird
Schlechter Schlaf ist mehr als nur „eine schlechte Nacht“. Wenn du regelmäßig nicht einschlafen, durchschlafen oder erholsam ruhen kannst, wirkt sich das auf Körper, Psyche und Alltag aus. Schlafstörungen sind weit verbreitet – doch oft werden sie zu lange ignoriert oder bagatellisiert.
Was ist eine Schlafstörung überhaupt?
Medizinisch spricht man von einer Schlafstörung (Insomnie), wenn:
- du mehrmals pro Woche schlecht schläfst
- das über einen Zeitraum von mind. 4 Wochen
- du tagsüber erschöpft, unkonzentriert oder reizbar bist
- der Schlafmangel deine Lebensqualität einschränkt
Entscheidend ist nicht, wie viel du schläfst, sondern wie erholsam dein Schlaf ist.
Die häufigsten Arten von Schlafstörungen
Schlafstörung | Beschreibung |
---|---|
Insomnie | Probleme beim Ein- oder Durchschlafen |
Schlafapnoe | Atemaussetzer im Schlaf, oft mit Schnarchen |
Restless-Legs-Syndrom (RLS) | Kribbeln oder Ziehen in den Beinen beim Einschlafen |
Zirkadiane Rhythmusstörung | gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus (z. B. durch Schichtarbeit) |
Parasomnien | Schlafwandeln, Albträume, Sprechen im Schlaf |
Hypersomnie | übermäßige Tagesschläfrigkeit trotz ausreichend Nachtschlaf |
Selbsttest: Könnte ich unter einer Schlafstörung leiden?
Beantworte die folgenden Fragen ehrlich:
- Brauchst du länger als 30 Minuten zum Einschlafen?
- Wachst du mehr als 2x pro Nacht auf – und bleibst länger wach?
- Fühlst du dich morgens selten erholt – auch nach 7–9 Stunden im Bett?
- Hält die Problematik länger als 4 Wochen an?
- Beeinträchtigt der Schlafmangel deinen Beruf, Alltag oder Beziehungen?
- Nimmst du regelmäßig Schlafmittel (rezeptfrei oder verschrieben)?
- Leidest du unter Gedankenkreisen, Stress oder Angst vorm Schlafengehen?
Auswertung:
- 3 oder mehr Antworten mit „Ja“? → Es ist sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen.
Warnzeichen – Wann du dir Unterstützung holen solltest
- Schlafprobleme halten länger als 1 Monat an
- Selbsthilfe (z. B. Schlafhygiene) bringt keine Verbesserung
- Du verspürst Angst, Druck oder Frust rund um das Thema Schlaf
- Es treten Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen oder Depressionen auf
- Du schläfst ohne ersichtlichen Grund plötzlich schlechter
- Du hast den Eindruck, dein Schlaf „macht dich krank“
Typische Ursachen für chronische Schlafstörungen
Kategorie | Mögliche Auslöser |
---|---|
Psychisch | Stress, Ängste, Depressionen, Trauma |
Physisch | Schmerzen, hormonelle Veränderungen, Schlafapnoe |
Medikamentös | Nebenwirkungen von Antidepressiva, Betablockern u. a. |
Umweltbezogen | Lärm, Licht, falsche Matratze, Hitze/Kälte |
Verhaltensbedingt | Koffein, Alkohol, unregelmäßige Schlafzeiten |
Sozial/beruflich | Schichtdienst, Jetlag, Doppelbelastung |
Was du tun kannst – Erste Schritte bei Schlafproblemen
1. Führe ein Schlaftagebuch
→ Notiere 2 Wochen lang: Einschlafzeit, Aufwachzeit, Wachphasen, Gedanken, Kaffee, Bewegung
→ Hilfreich zur Selbsterkenntnis und als Basis für Diagnostik
2. Stärke deine Schlafhygiene
→ siehe [Tag 12] – feste Zeiten, dunkler Raum, keine Bildschirme vor dem Schlafen
3. Meide Schlafmittel auf eigene Faust
→ Viele machen abhängig oder stören die Schlafarchitektur
→ Besser: natürliche Alternativen + Ursachen behandeln
4. Finde emotionale Entlastung
→ z. B. durch Gespräche, Atemtechniken, Entspannung, Meditation, Therapie
Wann professionelle Hilfe unverzichtbar ist
Wende dich an:
- Hausärzt*innen – erster Anlaufpunkt für Ursachenklärung & Überweisung
- Schlafmediziner*innen / Schlaflabor – bei Verdacht auf z. B. Schlafapnoe
- Psychotherapeut*innen – bei stress-, trauma- oder angstbedingter Schlafstörung
- Neurolog*innen – bei unklaren neurologischen Symptomen (z. B. RLS)
Behandlungsmöglichkeiten:
- Kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (CBT-I) – Goldstandard
- Schlafcoaching / Achtsamkeitstherapie
- Medizinische Therapie bei körperlichen Ursachen (z. B. Apnoe-Masken, Hormone)
- Begleitende Verfahren: Musiktherapie, Lichttherapie, PMR, Yoga
Schlafprobleme sind behandelbar – du bist nicht allein
Chronische Schlafstörungen sind weit verbreitet – aber sie sind kein unausweichliches Schicksal. Der wichtigste Schritt ist, sie ernst zu nehmen und dir Unterstützung zu holen, bevor sie deine Gesundheit gefährden. Guter Schlaf ist kein Zufall – sondern ein Ergebnis aus Achtsamkeit, Klarheit und den richtigen Schritten.