Schlaf messen – bringt das überhaupt was?
Immer mehr Menschen tracken ihren Schlaf. Ob mit Fitnessuhren, Smartwatches oder Smartphone-Apps – der digitale Blick auf die Nacht verspricht mehr Kontrolle über unseren Schlaf. Aber was sagen diese Geräte wirklich aus? Und helfen sie dabei, besser zu schlafen – oder erzeugen sie nur Druck?
Was genau messen Schlaftracker eigentlich?
Die meisten Geräte erfassen mithilfe von Bewegungssensoren (Accelerometer), teilweise Herzfrequenz- und Hauttemperaturdaten, um zu erkennen, wann du schläfst und in welcher Phase.
Typische Messgrößen:
- Einschlaf- & Aufwachzeit
- Gesamte Schlafdauer
- Leicht-, Tief- & REM-Schlaf (teils nur geschätzt)
- Anzahl & Dauer von Wachphasen
- Ruhepuls & ggf. Atemfrequenz
- Schlafqualität (in Prozent oder Punkten)
Wichtig: Nur professionelle Geräte im Schlaflabor (Polysomnographie) messen Gehirnströme – alle anderen liefern nur Schätzwerte!
Smartwatches vs. Schlaf-Apps – was ist besser?
Merkmal | Smartwatch / Fitnessuhr | Schlaf-App (Smartphone) |
---|---|---|
Genauigkeit | mittel bis hoch (je nach Modell) | gering bis mittel |
Sensoren | Bewegung, Herzfrequenz, oft Puls | meist nur Bewegung (über Mikro/Gyro) |
Tragekomfort | dauerhaft am Handgelenk nötig | liegt am Bett / unter Kopfkissen |
Kosten | mittel bis hoch (50–300 €+) | meist kostenlos oder günstig |
Datentiefe | mehr Funktionen, Auswertungstools | eher Basismessungen |
Beliebte Modelle & Apps:
- Oura Ring (sehr genau, teuer)
- Apple Watch mit AutoSleep
- Fitbit Charge / Sense
- Samsung Galaxy Watch mit Sleep Score
- Sleep Cycle App (iOS / Android)
- Pillow App, SnoreLab, Sleep as Android
Hilft Schlaftracking wirklich beim Einschlafen?
Jein. Tracking kann helfen, wenn du:
- Muster erkennst (z. B. spät essen → schlechterer Schlaf)
- deine Schlafdauer realistisch einschätzt
- Verhalten anpasst & Fortschritte beobachtest
Aber Vorsicht:
→ Zu viel Fokus auf Daten kann Stress & Erwartungsdruck erzeugen
→ Besonders bei Schlafstörungen kann dies den Schlaf verschlechtern (Orthosomnie)
Nutze Tracker als Orientierung, nicht als Bewertung.
Was du mit deinen Daten anfangen kannst ✅
1. Schlaftagebuch & Tracker kombinieren
→ subjektives Empfinden + objektive Tendenzen = besseres Gesamtbild
2. Veränderungen messen
→ z. B. nach neuen Ritualen, weniger Bildschirmzeit, Tee vor dem Schlafen
3. Regelmäßigkeit erkennen & festigen
→ Zeigt, ob du zur gleichen Zeit schläfst/aufwachst
4. Frühwarnsystem für schlechten Schlaf
→ z. B. vermehrte Wachphasen → Stress? Ernährung? Bildschirmzeit?
Wann du lieber nicht tracken solltest ❌
- Bei starker Einschlafangst oder Schlafdruck
- Wenn du morgens mehr auf den Score als auf dein Gefühl hörst
- Wenn du spürst, dass das Tracking Unruhe oder Frust auslöst
- Wenn du dich ständig vergleichen oder „optimieren“ willst
Schlaf ist kein Wettbewerb – und kein Zahlenspiel.
Schlaftracker sind Werkzeuge – keine Wahrheiten
Digitale Helfer können dich unterstützen, deinen Schlaf besser zu verstehen – aber sie sind kein Ersatz für Körpergefühl, Achtsamkeit und echte Erholung. Nutze sie mit Neugier, nicht mit Druck. Und erinnere dich: Der beste Schlaf beginnt nicht mit Daten, sondern mit Vertrauen.